Gleich drei Ministerpräsidenten auf einmal waren Anfang Februar in unserem Hause zu Besuch. "Drei Mann in einem Dings" heißt das brandaktuelle Programm von Wolfgang Krebs, das nur wenige Tage zuvor im Münchner Schlachthof Premiere feierte.

Barbara Titze schrieb über die Veranstaltung, ihr Bericht wurde am 11. Februar 2012 im Reichenhaller Tagblatt abgedruckt:

 

Bad Haller Pfeffermühlen und Reichenbürger Salinerer

Wolfgang Krebs im Magazin 4 - Verballhornungen

nach bester Stoiber'scher Manier

BAD REICHENHALL - Es war eine muntere Schiffsreise mit der M.S. Wolfratshausen, auf die Wolfgang Krebs, der aus "Quer", dem "Frühaufdreher" von Bayern 3 und den Singspielen vom Nockherberg bekannte Kabarettist, das erheiterte Publikum im Magazin 4 mitnahm. Die Hauptrollen der "Dreifaltigkeit der bayerischen Ministerpräsidenten", bestehend aus Kapitän Seehofer, Ehrenkapitän Stoiber und Schiffsjungen Beckstein spielte er alle selber. Die Nebenrollen auch. Und die waren ebenfalls sehenswert.

Da war der sichtlich beschickerte und einer deutlichen Artikulation nicht mehr mächtige Ortsvorsitzende Schorsch Scheberl, der über eine Franz-Josef Strauß gewidmete Reliquie, nämlich einem Waschbetonkübel, lamentierte, den doch "rotzbesoffene" Täter in "terroristischer Absicht" zu beschädigen gewagt hatten. Der abgehalferte Schlagerstar und verkappte Alki Meggy Montana, der "an den Bühnen der Welt aus- und vor allem einging", bestach durch unnachahmliche Tanzeinlagen und sein zu Herzen gehendes Soloprogramm "1.000 Takte Tinnitus". Ein "Abräumer beim Seniorentanztee" war zweifellos der Gassenhauer "Wenn die Suzuki weinte in Montepulciano".

 

- Wenn dich der Schuh drückt, geh barfuß -

 

Köstlich auch die leicht schrullige und ins fesche Dirndl gewandete "Frauenbeauftragte Waldemarie Wammerl", die etwas aus ihrem "Bestseller" "Wenn dich der Schuh drückt, dann geh barfuß" zum Besten gab. Die "ehemalige Starkbierkönigin" wusste als Persönlichkeitstrainerin und Seelentrösterin ganz genau, warum Männer Frauen in Lack, Leder und Gummi erotisch finden, nämlich weil sie dann wie ein neues Auto riechen. Sie konnte auch schwierigste Themen erschöpfend behandeln, wie etwas die Frage einer jungen Frau, die mit ihrem Freund im Wald geschlafen hatte und wissen wollte, ob sie nun ein Reh bekommen würde. Und was antwortete man am besten auf die Frage des Ehemannes im Sommer: "Möchtest du noch etwas sagen, bevor die Fußballsaison losgeht?" Zu Wort kam auch Christian Ude, "seit dem Aushärten der Erdkurste Oberbürgermeister von München". Immer wieder mal gab es Werbespots in der Art der "pietätlosen Happy Hour im Krematorium, Einäscherung zu Discount-Preisen, hier liegen Sie richtig".

Und dann war da natürlich Horst Seehofer, der über "illustrierte Gäste" plauderte, wie über CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt, "der sagt, was weder Sinn macht, noch gut klingt" und über Söder, der auf der M.S. Wolfratshausen für das Kinderprogramm zuständig war und daür das Märchen "Wie der Sparfuchs mal den Pleitegeier fraß" vorbereitet hatte. Seehofer dachte auch über "das Für und Wieder einen Krippenplatzes am Beispiel von Jesus Christus" nach. Die SPD war früher "ein hässliches Entlein, heute ein stolzer Schwan mit Vogelgrippe", die Grünen ruderten höchstens mal "in Ruderbooten aus dem Holz von gewaltlos gefällten Bäumen" und deren Vorsitzende Claudia Roth attestierte Seehofer "ein Mundwerk, dass auch der lebendigste Fluss neidisch wird auf das Tote Meer". Klar, dass sein Wahlspruch lautete: "Entweder konsequent oder inkonsequent, aber nicht dieses ewige Hin und Her!" Zur Erbauung auf dieser christlichen Seefahrt ("schließlich ist dies hier ja eine Kreuzfahrt") sang Seehofer nun auch selber ein Liedchen und stellte dann fest, dass er nicht ganz zufrieden mit sich sei: "Naja, ich wäre lieber reich als sexy". Was er sagte, war nicht immer tiefgehend, aber schließlich "können Frauen auch reden ohne Thema, so wie die Männer trinken ohne Durst".

Beckstein, "der lustige Franke mit der kurzen Karriere", der "im persönlichen Gespräch mit sich selber immer du zu sich sagt", hatte als Schiffsjunge die ehrenvolle Aufgabe, "Seemannsgarn zu entwirren, weil man die Knoten für die Beschleunigung brauchte". Ansonsten bekam man eher Mitleid mit ihm, weil er doch sehr unter dem Pantoffel seiner Frau Marga zu stehen schien.

 

- "Schnickrikapatzel, äh, Paprikaschnitzel" -

 

Herrlich war wieder mal die Begegnung mit dem etwas konfusen Edmund Stoiber, der auch etwas in diesem "Schaugeschäft, Schuhgeschäft, ähm, Fachgeschäft - ach nein, Schaugeschäft" zu sagen haben wollte. Er war stolz darauf, "Ritter wider das ernsthafte Tier" zu sein, erzählte von seiner Vorliebe für "Schnickrikapatzel, äh, Paprikaschnitzel", amüsierte mit den Schilderungen seiner Erlebnisse im "Waisenhaus" in Washington, bekundete das Verständnis für seine Mitarbeiter, als er seine Sekretärin nach einem Schwangerschaftstest fragte, ob die Fragen schwer gewesen seien und riss das Publikum mit der Geschichte vom Skelett, das zum Bach kam, "Ach nein, es war kein Skelett, es hatte ja noch Fell und Fleisch und Hörner, also, es war eine Kuh", zu Lachsalven hin. "Wir müssen den Menschen das Engste nehmen, äh, die Ängste nehmen", war er überzeugt und dazu kündigte er auch gleich an, "seit seinem Ausschneiden aus dem Amt" über den "sofortigen Ausstieg aus seinem Rücktritt" nachzudenken. Zum Schluss bekamen die "Bad Haller Pfeffermühlen, die Reichenbürger Salzerer", noch ihr Fett weg, wie der "Reichenhaller Kreiskurier". Krebs alias Stoiber redete "ohne Mund vor dem Blatt und ohne Umschwafel", brabbelte noch etwas von "Franzhafen und Flugstrauß", zu dem man mit der "Bimmelbumms" hinkommt, von "besteuerbarer Blasphemie, äh nein, erneuerbarer Energie" und empfahl, die hingeworfenen Wortbrocken "einfach selber zu sortieren".

Ein gelungener Abend mit Wortwitz, Albernheit und Fröhlichkeit. Und für die gelungenen Pointen wünschte man sich doch fast noch den Stoiber zurück.