Dieses Konzert fand im "Casinotheater" (Theatersaal im Kurgastzentrum) statt. Brigitte Janoschka berichtete darüber im Reichenhaller Tagblatt vom 6.11.2012. (Fotos: Eva Aschauer)

“Let’s swing“ mit der Frank Sinatra Tribute Band 

Mitreißende Performance im Kurgastzentrum - Lustvolle Improvisationen von Max Neissendorfer

BAD REICHENHALL - Mit einer stimmungsvollen Lightshow und kommunikativer Interaktion mit dem Publikum präsentierte sich die Frank Sinatra Tribute Band auf der Bühne des Casino-Theaters im leider nicht voll besetzten Kurgastzentrum. Die Sinatra- und Jazzfreunde jedoch, die gekommen waren, kamen voll auf ihre Kosten und brachten ihre Begeisterung immer wieder durch Jubelrufe und Zwischenapplaus zum Ausdruck.

Die von Sandro Häsler, Trompete und Flügelhorn, gegründete Tribute Band mit dem Münchener Jazzsänger Max Neissendorfer verneigt sich vor dem Erbe, das Frank Sinatra der Musikwelt hinterlassen hat. Die Musiker dieser “Small Bigband“ sind Profis – der Bandleader Sandro Häsler hat außer Jazz auch klassische Trompete studiert. Er ist Musikpädagoge und Co-Musikschulleiter in Interlaken in der Schweiz. Die musikalische Qualität der Darbietungen ist somit garantiert.

Max Neissendorfer nahm das Publikum gleich zu Beginn mit dem Arrangement von Nelson Riddle “Come on, fly with me“ in eine andere Welt mit. In “More than the greatest love the world has known“, von einer CD von Quincy Jones mit der Count Basie Bigband gecovert, zeigte Reto Anneler mit seinem Altosaxophon virtuos, was er solistisch drauf hat. Wie im Jazz üblich, stellte sich nach und nach jeder der Musiker mehrmals solistisch vor und stellte so dem jeweiligen Arrangement ein improvisiertes Solo gegenüber.

 

Tribut an die Leichtigkeit

 

Ein Tribut an die Leichtigkeit des frühen Jazz der 1920er und 1930er Jahre, wo die kleineren Combos noch jedes Stück in einer überschaubaren Harmonieabfolge komplett improvisierten, was sich später mit einer wachsenden Zahl von Musikern in einem Ensemble als nicht mehr durchführbar erwies.

Bereits in “The wrong time, wrong place, wrong face, wrong song in the wrong style, wrong game with wrong chips, wrong lips etc.“ bewies das Frank-Sinatra-Double Max Neissendorfer Zungenfertigkeit bei den Wortspielen, alles kam wie selbstverständlich über seine Lippen, völlig ohne Anstrengung – und ebenso gestaltete sich seine Moderation, in der er Wissenswertes über die Arrangements oder einfach nur “small talk“ zum Besten gab. Seinem Namen Scat-Max alle Ehre machte er zum ersten Mal in “Bubbles, bangles and beads“ mit längeren Scats, die nur entstanden seien, weil Louis Armstrong angeblich seinen Text vergessen hat, meinte Neissendorfer und bot diese, nur auf verschiedene Konsonanten gesungenen Passagen kunstvoll und äußerst virtuos dar.

Man hatte den Eindruck, er improvisiere lustvoll mit seiner Band – jedenfalls waren alle bestens aufeinander eingestimmt: Auf der einen Seite die Bläser Vincent Lachat, Posaune, Sandro Häsler, Flügelhorn, Reto Anneler, Altosaxophon, und Rolf Häsler, Tenorsaxophon, auf der anderen Seite die Rhythmusgruppe mit dem vielseitigen Schlagzeuger Christian Scheuber (für Daniel Aebi), dem Kontrabassisten Georgios Antoniou mit den auf dem Griffbrett tanzenden Fingern und dem Jazzpianisten Jérôme De Carli, der für seine Musikerkollegen nicht nur einen Klangteppich ausbreitete, sondern mit kontrapunktischen Melodiebearbeitungen und Offbeat-Akzentuierung sowie synkopischen Rhythmusverschiebungen mehrere höchst abwechslungsreiche Klangebenen hinzufügte. Obwohl Frank Sinatra für “Without a song“ bereits mindestens fünf Arrangements schreiben ließ, fügte die Tribute Band eines hinzu, das Herbert Berger aus Salzburg für sie geschrieben hat. Denn sie seien „eine Tribute, aber keine Revival Band“, daher ist es ihr Anliegen, „eigene Ideen und Stilistiken“ hinzuzufügen, um ihrer Interpretation ein eigenes Markenzeichen aufzudrücken.

In “Learning the Blues“ besang Neissendorfer „Tage in Moll“ voller Depressionen, ein Thema, das unter einem anderen Aspekt variationsreich im folgenden Instrumental „In the mood“ aufgegriffen wurde, und das allen Musikern die Gelegenheit für virtuoseste Soli gab, für die die Bläser jeweils zum Bühnenrand hervortraten. Jérôme De Carli lieferte hier solistisch Pianojazz vom Feinsten, besonders auch zusammen mit dem Kontrabass Georgios Antoniou. Ihre sanft-jazzige Variation stellten sie dem messerscharfen „Frage-Antwort-Bläsersatz“ gegenüber.

Nach “Luck be a Lady“ und “Basin Street Blues” von Sabina Hank aus Salzburg und Rolf Häsler arrangiert, kündigte Neissendorfer an “ich möchte für Sie scatten, jetzt aber so richtig ausgiebig.”

Als Zungenakrobat legte er in “Move“ mit seiner Stimme eine Solonummer „aufs Parkett“, die auch ohne Instrumente den gesamten Konzertsaal füllte, und in der er die Möglichkeiten dieses Gesangsstils voll ausschöpfte: So scattete er mit einer Verneigung vor der Kurstadt auf die Silben von „Bad Reichenhall“, „wo das Salz so gut tut“ und fügte zum Beweis parodistisch einen gesprochenen Satz ein, nämlich dass er „durch die Salzabteilung gegangen sei“ (er meinte das Gradierwerk). Kabarettistisch mutete dann der gescattete und mimisch unterstützte Dialog zwischen der hohen keifenden Stimme einer Frau und der tiefen eines genervten Ehemanns an. Einfach köstlich! Da setzt die Band ein, Tonart und Tonhöhe des Scat-Gesangs stimmte – das war mitreißend und höchst professionell.

 

 

Scatten wie ein Zungenakrobat

 

 

“Looking at the world thru rose coloured glasses“ empfahl Scat-Max dem jung-gebliebenen Publikum nach der Pause, das sich gerne auf Kommunikation mit der Band einließ und nicht mit Applaus geizte. In “Sweet Lorraine“, “Sway“ und in Hits wie “Cheek to cheek“, “Heaven“, “I concentrate on you“, “All the way”, einem Barsong, der nur mit Klavier begleitet wurde, ebenso wie in “Get me to the church in time“ aus F. Loewes “My fair Lady“ bewies Neissendorfer-Sinatra mit vielen Special Effects und viel Gefühl für Phrasierung, Timing und Spannungsaufbau, „dass seine Stimme ausdrucksstark klingt wie Sinatra, samtig wie Nat King Cole, bluesig wie Sammy Davis, lässig wie Antonio Carlos Jobim, akrobatisch in seinen Scat-Gesangs-Einlagen wie Ella Fitzgerald und doch einzigartig wie Max Neissendorfer“, wie auf www.sinatra-tribute-band.ch nachzulesen ist.

Christian Scheubens beeindruckendes Schlagzeugsolo in einem Instrumental von Benny Goodman war wie eine Lehrstunde, die die Möglichkeiten des Schlagzeugs anschaulich machte: Sämtliche Jazzrhythmen auf allen Elementen des Schlagzeugs gespielt von einem begeisternden, leidenschaftlichen und temperamentvollen Musiker.

Mit einem Medley aus den bekanntesten Hits wie “Love and marriage“, “Fly me to the moon“, “New York“ verabschiedete sich die Frank Sinatra Tribute Band, nicht ohne den begeisterten Zuhörern “Pennies from heaven“ gewünscht zu haben.