Dr. Will und seine Wizards standen zum zweiten Mal in der Alten Saline auf der Bühne. Sie boten erneut eine grandiose Show. Für das Reichenhaller Tagblatt berichtete einmal mehr Katharina Stockhammer (abgedruckt am 7.10.2011)

 

Vier Zauberer und eine stimmgewaltige Lady

 

Dr. Will und seine Band bieten im Magazin 4

Blues-Rock vom Feinsten - Publikum stimmt mit ein

 

BAD REICHENHALL – „Speak of the Devil - wenn man vom Teufel spricht“ hat Dr. Will sein neues Album genannt. Sein Live-Konzert eröffnet er mit diesem Stück und sogleich wird den Besuchern im Magazin 4 klar, dass es an diesem Abend wohl wenig leise Töne geben wird. Dr. Will und seine „Wizards“ zelebrieren nämlich den Blues-Rock in Reinkultur.

Vor gut drei Jahren war der schwergewichtige Musiker schon einmal in Reichenhall. Als stimmgewaltiger Voodoo-Priester lieferte er damals eine sehr laute und schräge Bühnenshow ab.

Wer ihn kennt, ist gespannt, was diesmal passieren würde; denn bei Dr. Will ist Eigenwilligkeit im besten Sinne angesagt, eine Art „Wiederholungsauftritt“ gibt es da nicht. Turbulent legt er los, auch seine „Good Times“ klingen wuchtig. Die aktuelle Bandbesetzung überzeugt sofort. Der neue Mann an der Gitarre, Sascha „Sashmo“ Bibergeil ist ein echter Könner, seine schnellen Riffs gehen unter die Haut.

Bis zur dritten Nummer ist das Schlagzeug verwaist. Unweigerlich stellt sich die Frage, wo der Drummer abgeblieben ist. Doch bei „Limousines & Whisky Queen“ ist es der Bandchef selbst, der sich an das Instrument setzt. Als „gelernter“ Schlagzeuger meistert er seit Kurzem in „Multi-Task-Funktion“ die Drums und den Gesang.

„Und der Herr sprach, es werde Dampf und es ward Dampf“, so kündigt Dr. Will seine „Steam Machine“ an. Bei diesem ersten Groove-Highlight kann sich Anja Morell, die neue und einzige Frau in der Band in Szene setzen. Sie greift zum Akkordeon und stiehlt mit ihrer Bühnenpräsenz den Männern die Show. Im roten Glitzer-Minikleid und mit tollkühnen weißen Plateau-Stiefeln, die noch aus ihrer Zeit bei der Münchner Frauen-Power-Band „Cyberspace Hippies“ stammen dürften, ist sie die Überraschung des Abends. Neben den flinken Fingern an verschiedenen Tasteninstrumenten überzeugt Anja Morell mit einer unglaublich „smoothen“ Stimme. Mit dieser jungen Sängerin hat Dr. Will für die zahlreichen Gesangsduette eine mehr als ebenbürtige Partnerin an seiner Seite. Ein sattes Kontrabass-Solo von „Doghouse Dom“ Dominik Schindlbeck leitet einen lässigen Blues ein: „Hoodoo Moon“.

Bei „Buddy Shuffle“ ist dann das „erlesene“ Publikum im Barraum des Magazin 4 aufgefordert, mit einem exakt eingesetzten „Yeah, yeah“ die Band stimmlich zu unterstützen. Gar nicht einfach, wenn die Reihen recht gelichtet sind. Nun lassen sich die Reichenhaller Bluesfans nicht lange betteln und assistieren dem Doktor und seinen Zauberern so intensiv, dass „es klingt, wie im Stadion“.

Die Künstler hätten zweifelsohne mehr Zuhörer verdient, denn die musikalische Qualität ist hoch. Einer, der zu dieser Qualität seit Jahren beiträgt, ist Uli Klümpfel. Auf seinem Banjo, aber auch an der Mandoline bietet er eine ausgezeichnete Vorstellung. Mit dem wilden, teilweise ziemlich schrillen „Itching Again“ geht es rasant und laut in die Pause.

Wieder elegant im roten Frack und mit Zylinderhut ausgestattet, startet Dr. Will die zweite Halbzeit. „Bounce To The Boogie“ ist knackig, beim anschließenden „Run Run“ dürfen die Gäste wieder mitsingen. Nur ganz wenige Titel im Programm des Münchner Doktors stammen nicht aus seiner eigenen Feder. Der „Railroad Worksong“ ist einer davon. Als eine der bekanntesten Nummern von Mark Knopflers „Notting Hillbillies“ ertönt dieser aus einem klassischen „Traditional“ entstandene Song auch in Dr. Wills Version kraftvoll und energiegeladen.

Bei „Gumbo French“, einem fetzigen Boogie, gibt das Banjo von Uli Klümpfel das Tempo vor. Langsam nähert sich die Darbietung mit „I Put A Spell On You“, komponiert in den 1950er Jahren vom extravaganten amerikanischen Bluessänger Screamin' Jay Hawkins, ihrem Höhepunkt. Schon Hawkins’ Auftritte waren legendär – er spielte mit Requisiten und Effekten des „Voodoo“ – und auch Dr. Will greift zum gruseligen Totenschädel, steigt von der Bühne ins Publikum hinab. Lautmalerisch liefert er sich dabei mit Anja Morell ein heftiges Duett.

Mit dem rockigen „Zip Zip“ und „I Can’t Sing The Blues“ wird das Finale eingeläutet. Jetzt zeigt die Zuhörerschaft mit kräftigem Applaus, dass für sie der Konzertabend noch nicht vorbei sein soll.

Drei tolle Zugaben werden „herausgeklatscht“: „Miserlou“, das weltbekannte Instrumentalstück aus dem Film „Pulp Fiction“, danach das von Anja Morell sensationell interpretierte „Women Be Wise“ von der amerikanischen Blues-Lady Bonnie Raitt und zuletzt „Hair Down“ runden ein gelungenes Konzert einer wirklich spielfreudigen Combo ab.