Zum ersten Mal hieß es: "Manege frei für eine musikalische Zirkusvorstellung" mit der Band "Rockcircus" aus dem bayerisch - salzburgerischen Grenzgebiet. Knackig verwandelten sie das Magazin 4 in eine Hardrock-Arena!

 

Für das Reichenhaller Tagblatt berichtete Katharina Stockhammer über dieses Konzert (Ausgabe vom 4.3.2011):

 

Hommage an die Rockgrößen von gestern

 

„Rockcircus“ spielen im Magazin 4 eindrucksvoll

Hits von „Deep Purple“, „Rainbow“ oder Gary Moore

 

BAD REICHENHALL – Lautstärke ist angesagt im Magazin 4 und diesmal füllt sich der Barraum im Erdgeschoss mit Hardrockfans jeglicher Couleur und jeglichen Alters, um „Rockcircus“ zu hören. Da mischen sich erstaunlich viele Frauen, auch Teenager, unter die bei dieser Musikrichtung traditionell stark vertretene Männerfraktion. So mancher Kerl trägt immer noch (oder inzwischen wieder) langes, mehr oder weniger wallendes Haar, Nietenhose und Lederjacke. Es ist ein buntes, relaxtes Völkchen, das sich auf den kräftigen Sound aus den bis zur Decke reichenden Boxentürmen freut, wenngleich einige davon freiwillig schon mal Ohrenstöpsel „einlegen“.

Eröffnet wird das Konzert der Band aus dem bayrisch-salzburgischen Grenzgebiet mit „Rock the Night“. Der Song der schwedischen Gruppe „Europe“ aus dem Jahr 1987 stimmt die Zuhörer ein: auf Hardrockmusik von 1968 bis hinein in die 90er Jahre. Bei „Carry on Wayward Son“ vom Urgestein des amerikanischen Progressiv-Rock „Kansas“ geht es aber – zur langsamen Gewöhnung – noch vergleichsweise ruhig zur Sache. Kaum zu glauben, dass dieses Lied schon 35 Jahre „auf dem Buckel“ hat. Doch danach legt Rockcircus richtig los. Vermutlich sind die fünf Jungs allesamt echte Fans des genialen Gitarristen Ritchie Blackmore. Denn mit der nächsten Nummer wird dem Musiker, der den Hardrock geprägt hat, wie kaum ein anderer, schon früh am Abend die nötige Beachtung geschenkt.

Blackmore war der kreative Kopf der Kult-Truppe „Deep Purple“. „Hush“ aus dem Jahr 1968 war seinerzeit recht „bluesig“ angehaucht. Damit dieses Werk „knackiger“ wird, bringt Rockcircus die Coverversion der Schweizer Band „Gotthard“. Danach verweilt Rockcircus nochmal bei Blackmore. Nachdem der sich (zum ersten Mal nachhaltig) mit seinen Kollegen verkracht hatte, gründete er „Rainbow“. Der 1978er Hit „Long Live Rock’n’Roll“ machte die Formation weltweit bekannt. Rockcircus interpretiert sie „hart, aber herzlich“. Endgültig ist klar, wohin die musikalische Reise geht. Im Publikum werden die einen an ihre Jugend erinnert, und die anderen, die Jugend von heute, können sich ein lebendiges Bild vom rebellischen Musikgeschmack ihrer Elterngeneration machen. Blackmore’s Gitarrenriffs setzten und setzen immer noch Maßstäbe. Keine einfache Aufgabe für den Gitarristen und Bandleader von Rockcircus Markus Hirth, der diesen „Job“ jedoch mit Bravour meistert.

Schnell dreht sich das Karussell weiter. „Dio“, die letzte Band des Ex-Black Sabbath- und Ex-Rainbow-Sängers Ronnie James Dio (der im Mai 2010 im Alter von 68 Jahren starb) ist ebenfalls einer der Lieblinge der Künstler auf der Bühne. Drei Titel sind verteilt über den Abend von ihr zu hören: „Evil Eyes“, „Holy Driver“ und „Rainbow in the Dark“, veröffentlicht in den frühen 80er Jahren.

Die Stücke geben dem Circus-Frontman Thomas Strübler Gelegenheit, seine markante Stimme, die mehrere Oktaven spielend „nimmt“, zu präsentieren. Schade, dass dies aufgrund der starken Präsenz der Klangkörper, vor allem des Schlagzeugs, in der ersten Hälfte der Veranstaltung nicht so gelingt, wie Strübler es verdient hätte. Apropos Schlagzeug: Thomas Kocher ist ein brillanter Drummer. Mit seinem Instrument, das imposant mit zwei Bass-Drums auf der Bühne thront, gibt er absolut lässig den Rhythmus vor. Trotz der in jeder Ecke des Raumes hörbaren Dominanz ist sein Spiel das gesamte Konzert lang ein Genuss.

„Easy Way out“ ist eine wunderschöne Rock-Komposition von Robert Tepper. Das „One-Hit-Wonder“ zum Film „Rocky IV“ ist herrlich melodisch. Neben Thomas Strübler kann jetzt auch der coole Bassist Chris Bianchi seine Stimme einsetzen; ebenso wie Markus Hirth ist er mehr als „nur“ Backgroundsänger. Von David Lee Roth stammt „Just like Paradise”, und „so fühlen wir uns heute mit diesem Publikum”, meint der Frontman euphorisch.

Eine Hommage an den erst vor drei Wochen verstorbenen Gary Moore ist „Out in the Fields“. Bei „Perfect Stranger“ kann sich der junge Salzburger mit dem erstaunlichen Stimmumfang an die Originalinterpretation von Deep Purple’s Ian Gillan und dessen unnachahmlicher Sopranstimme heran wagen. Er macht das eindrucksvoll. Chapeau!

Deep Purple spielt auch in der zweiten Halbzeit eine wichtige Rolle. „Stormbringer“ aus dem Jahr 1974 ist ein echtes Highlight, das nahtlos in „Eye of the Tiger“ von Survivor übergeht. Nun wird die Stimmung im Raum deutlich ausgelassener, es wird lautstark mitgesungen. „Easy Livin’“ von Uriah Heep und der Beatles-Song „Come together“ in der viel rasanteren „Gotthard-Variante“ tragen ebenfalls dazu bei.

Zuvor schon ist bei „Here I go again“ von Whitesnake viel Textsicherheit der Zuhörer festzustellen. Nach dreißig Titeln, die die Herzen der Hardrockfans allesamt höher schlagen lassen, kündigt sich mit „Highway Star“ von Deep Purple das letzte Stück der Rocknacht an. Sehr zur Verzweiflung eines Herrn aus dem Publikum, der ausdauernd „Ozzy“ (Osborne) fordert, gibt es als Zugabe jedoch „Jump“ von Van Halen. Jetzt ist die große Stunde des Keyboarders Werner Müller gekommen. Beim anschließenden „Final Countdown“ von Europe kann er ebenfalls richtig auftrumpfen, braucht nicht mehr bescheiden im Hintergrund zu wirken. Aber auch Markus Hirth ist zum Abschluss einmal mehr gefordert und spielt das bekannte Gitarrensolo aus diesem Welthit wie ein abgeklärter Profi. Mit „Still of the Night“ von Whitesnake verabschiedet sich Rockcircus spät in der Nacht aus der Manege im Magazin 4 von den begeistert und heftig applaudierenden Gästen.